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Die richtige Kaninchenhaltung - Teil 2: Fütterung

Die richtige Kaninchenhaltung - Teil 2: Fütterung

Schaut man sich den Speiseplan des Wildkaninchens an fällt sofort auf, dass seine Ernährung überwiegend aus einer sehr faserreichen Nahrung wie z.B. Wildgräsern- und kräutern, Wurzeln und Rinde besteht. Daher sollte die Ernährung unserer Hauskaninchen unbedingt artgerecht gestaltet werden, da dies sonst schwerwiegende Folgen haben kann.


Kaninchen haben einen sehr sensiblen Magen und einen komplizierten Verdauungstrakt. Er ist so aufgebaut, dass die Tiere aus einer nährstoffarmen Ernährung alle benötigten Nährstoffe herstellen können. Größere Mengen an Kohlenhydraten, wie sie in Getreide und Getreideprodukten zu finden sind, sind für die Kaninchen dagegen schwer zu verdauen. Durch deren Verdauungsprodukte verändert sich das Darmmilieu und es kommt schnell zu Instabilität der Darmflora – Verdauungsstörungen sind oft die Folge.




Wie kaut ein Kaninchen?


Kaninchen sind keine Nagetiere!

Die Schneide- und Backenzähne wachsen lebenslang nach. Damit sich keine Fehlstellungen (Gebisserkrankungen) entwickeln, müssen sie kontinuierlich abgeschliffen werden. Das bedeutet, dass Kaninchen über mahlende Kieferbewegungen das Futter so lange in kleine Teile zertrennen, bis das Futter eine passende Größe erreicht hat und abgeschluckt werden kann. Dies ist nur durch eine artgerechte Ernährung möglich!

Das übliche Trockenfutter oder Nagematerial, welches in großen Mengen im Fachhandel verkauft, ist nicht geeignet. Um diese Nahrungskomponenten zu zerkleinern, werden sie zwischen den Zähnen zerdrückt und nicht wie Fasern gemahlen.

Es erfolgt so ein Druck beim Kauen in Wachstumsrichtung des Zahnes und kann langfristig die Wachstumsrichtung fehlerhaft verändern.

Die Zähne treffen nicht mehr in richtiger Stellung aufeinander und können sich noch nicht mehr abschleifen. Es entstehen kleine Ecken, die in Richtung Mundschleimhaut oder Zunge wachsen und zu Verletzungen und somit Schmerzen führen.

Das Kaninchen kann nicht mehr oder nur unter Schmerzen fressen. Im schlimmsten Falle entstehen durch die veränderten Wurzeln die gefürchteten Kieferabszess.




Wie funktioniert die Verdauung der Kaninchen?


Der Magen des Kaninchens ist sehr dünnwandig und besitzt kaum Muskulatur. Daher kann er sich nicht zusammenziehen, um die Nahrung in den Darm zu überführen. Um einen Weitertransport der Nahrung zu sichern, muss ständig neues Futter aufgenommen werden, um die bereits im Magen befindliche Nahrung weiter zu schieben. Kaninchen nehmen über den Tag verteilt viele kleine Futterportionen auf, sie sind also nie nüchtern. Es ist wichtig, dass sie ständig Futter zu Verfügung haben, denn eine längere Phase des Fasten kann zu einer verlängerten Verweildauer des Futters im Magen und Darm führen. Durch diesen Prozess kann es schnell zu einer Fehlgärung kommen, die dann letztendlich zu einer Aufgasung und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann.


Der erste Halt der Nahrung ist der Dünndarm, in dem bereits die Verdauungsvorgänge ablaufen. Am Ende des Dünndarmes werden die Nahrungsbestandteile dann sortiert. Die Unverdaulichen Anteile gelangen in den Dickdarm und es werden die typisch festen Kotkugeln geformt . Die restlichen Bestandteile werden in den voluminösen Blinddarm weitergeleitet. Diesen kann man sich wie eine Art Gärkammer vorstellen, in der aus den Rohfasern wichtige Nährstoffe wie z.B. Vitamine und Eiweiße hergestellt werden. Aus diesem ganzen Inhalt wird dann letztendlich der Blinddarmkot gebildet. Das sind kleine, weiche Kotkugeln die traubenförmig zusammenhängen. Diese werden vom Kaninchen wieder gefressen, um eine ausreichende Nährstoffversorgung zu bekommen.




Die richtigen Futtermittel


Eine artgerechte Ernährung Ihres Kaninchens ist nicht schwer. Viele Kräuter oder auch Gemüse befinden sich in Ihrer Küche oder bereits in Ihrem Garten.

Neben Heu, das immer zu Verfügung sein sollte, können sie auch mit beliebten Küchenkräuter wie z.B. Basilikum, Pfefferminz, Oregano oder auch Thymian gefüttert werden.


  • Zweige und Blätter von ungespritzten Bäumen(Apfelbäume, Kirschbäume) sind als Zeitvertreib sehr beliebt und schnell einzusammeln.
  • Auch Gemüsepflanzen wie Rucola, Feldsalat, Maisblätter oder Zuckerhutsalat werden gerne von den geselligen Tieren gefressen.
  • Obst sollten Sie wegen des hohen Gehalt an Fruchtzucker bitte nur in kleinen Mengen geben und nur als eine Art Belohnung füttern. Hier wären Birnen (sehr energiereich), Cranberry (viel Vitamin C) oder auch Erdbeeren geeignet.


Für eine Futterumstellung gilt einen zu plötzlichen Wechsel zu vermeiden, da es zu Verdauungsstörungen kommen kann und im schlimmsten Fall zu einer Aufgasung des Magens. Daher empfehlen wir das ungewohnte Futter immer zunächst nur in geringen Mengen anzubieten.




Dürfen Kaninchen Trockenfutter bekommen?


Vermeiden Sie die Fütterung von Trockenfutter. Das Endresultat ist eine Vielzahl von Krankheiten wie Durchfall, Zahnfehlstellungen und eine Störung des Magen-Darm-Trakts. Das alles gilt ebenso für alle anderen Getreideprodukte, die Sie im Zoofachhandel finden. Auch die „beliebten“ Knabberstangen, Jogurthdrops oder andere diverse Kauartikel sind für Ihr Kaninchen keine angemessene Nahrung. Diese Produkte haben oft einen zu hohen Zuckeranteil und auch diese sind schädlich.


Bei einer Außenhaltung können über die Wintermonate zahlreiche Salatsorten, Gemüse und in kleinen Mengen Mischungen aus verschiedenen Trockengemüsen gefüttert werden wie z.B. Möhren, Rote Beete und Sellerie.


Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung, falls Sie noch Fragen zu diesem Thema haben.

Gerne bekommen Sie ein ausführliches Merkblatt zum Thema Fütterung sowie ein Liste geeigneter Futtersorten von uns in der Praxis.

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